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Presseartikel
Annette Schroeder

„Wenn ich ein Vöglein wär“, „Der Mond ist aufgegangen“, „Kein schöner Land": Volkslieder von schlichter Schönheit und Poesie. Melodien und Verse, die durch ein ganzes Leben begleiten können. So hat es Silja Schepping erfahren, die als Kind von ihrer Mutter mit Volksliedern in den Schlaf gesungen wurde. Auch später zog es sie immer wieder zu den alten Weisen, die sie auf einfallsreiche Weise für Laiensänger belebt: Im Duo Sigonda motiviert sie Spaziergänger zum „Waldsingen“ im Westerwald.  

 

Innige Verbundenheit mit dem traditionellen deutschen Liedgut spricht auch aus dem Album „New Old Songs“, das Silja Schepping gemeinsam mit dem Jazzpianisten Thomas Rückert herausgebracht hat. Der Titel ist Programm, denn in den frischen, stets geschmackvollen Arrangements verschmelzen Altes und Neues, Einfachheit und Raffinesse, zu einer überraschenden Symbiose. Hier wird nichts um des Effekts willen glattpoliert oder auch gegen den Strich gebürstet. Vielmehr lässt das Duo die ursprüngliche Kraft dieser Musik spüren, die im kleinen Format von großen Gefühlen handelt – von Hoffnung auf Frühling, von unmöglicher Liebe oder der Sehnsucht nach Gemeinschaft.

 

Mit geradlinig geführtem Gesang, klar und unverstellt, gibt Silja Schepping diesen Miniaturen aus romantischem Geist Kontur. Wie sehr ihr die Muttersprache am Herzen liegt, zeigt auch ihre deutliche Textgestaltung. Klavierpartner Thomas Rückert spielt souverän mit Elementen aus Jazz und Neuer Musik, mit vertrackten Metren und unerwarteten harmonischen Wendungen, die den Text verstärken oder ihm einen doppelten Boden einziehen. In „Komm lieber Mai“ sind noch die Eisheiligen präsent, allerdings impressionistisch inspiriert und in aparten Farben. Welches Schicksal hingegen die Rheinschiffer im Lied von der Loreley erwartet, steht schon nach vier fatalen, wuchtigen Akkorden fest. „Weißt du, wieviel Sternlein stehen“ wiederum erlaubt in kontrapunktischer Kommentierung einen neuen Blick ins Himmelszelt. 

 

Hintergründig, aber nie überladen wirken die Improvisationen; da darf in der Begegnung mit dem Kunstlied auch ein Brahms („Guten Abend gut‘ Nacht) dezent ins Swingen geraten. Dass beide Partner einander viel Raum lassen, um so eine gemeinsame Klangwelt zu kreieren, erhöht das Vergnügen. Beispielhaft sei hier das „Herbstlied“ genannt, das Silja Schepping entdeckt hat und das man immer wieder hören möchte. Ein lyrisches Stimmungsbild, beschwingt, klangsinnlich und zugleich von Wehmut durchzogen.

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